Ein OFB (Ortsfamilienbuch) ist wohl die meistgenutzte Sekundärquelle eines Genealogen. Zeit, sich einmal mit dieser Quellengattung auseinanderzusetzen.
Unser Hobby Genealogie ist eine äußerst vielseitige historische Hilfswissenschaft. Man kann sich auf vielerlei Art und Weise mit dem Leben und Sterben der Altvorderen beschäftigen. In der für Anfänger bekanntesten Form versucht man die „Friedhofsdaten“ der Vorfahren zu sammeln, um daraus einen „Stammbaum“ für das Wohnzimmer oder in einem Internetportal zu erstellen. Und selbst das ist bereits ein mühsames Unterfangen, denn es gilt zunächst in den Personenstandsunterlagen der Standesämter und später in den Kirchenbüchern gute 20 Generationen zusammenzutragen. Mit jeder Generation verdoppelt sich theoretisch (wenn man Ahnenschwund mal außen vor lässt) die Anzahl der Vorfahren. Fortgeschrittene Genealogen erforschen dazu auch noch die Nachkommen ihrer Vorfahren oder alle Namensträger möglichst bis in die heutige Zeit und füllen damit ganze Bände. Apropos: Genealogen sollten vor allem ein Ziel vor Augen haben: Veröffentlichen!
Welchen Anreiz hat wohl ein Genealoge, Ortsfamilienbücher zu schreiben? In den meisten Fällen bearbeitet er (und zwar meistens allein) wohl einen Ort, der eine größere Anzahl an eigenen Vorfahren bzw. Namensträger aufweist oder den er schlicht und ergreifend seine Heimat nennt. Und dabei hat er die oben beschriebene „Stammbaumphase“ bereits hinter sich gelassen. Er versucht nun mit dieser Arbeit noch mehr Informationen aus den verschiedenen Quellen zusammenzutragen. Dabei kann er üblicherweise auch mehr herauszufiltern, als bei der punktuellen Suche in den Tauf-, Trau- und Begräbniseinträgen übrigbleibt. Manch eine kleine Information steckt eben wortwörtlich zwischen den Zeilen.
Im Folgenden möchte ich Euch ein paar Hinweise zu Ortsfamilienbüchern geben. Das Thema OFB beschäftigt mich schon seit Jahren, auch wenn ich bisher selbst noch keines veröffentlicht habe. Das liegt sicherlich daran, dass ich parallel mehrere (derzeit fünf) benachbarte Orte bearbeite. Das wiederum bietet den Vorteil, dass man eine ganz andere Sichtweise bekommt. Der ortsbezogene Tunnelblick schwindet damit merklich. Desweiteren sind einige wichtige Primärquellen momentan leider nicht greifbar, da sie verfilmt werden. Und so etwas kann bekanntlich dauern.
Dirk Weissleder und Manfred Wegele von der DAGV hatten mich vor einiger Zeit gebeten, das weite Feld OFB mehr zu thematisieren. Mir sind vor allem die Qualität und die genealogische Zusammenarbeit auf diesem Sektor wichtig. Aber auch die Fortentwicklung der entsprechenden Software ist von großem Interesse. Daher würde ich mich freuen, wenn das Thema OFB zukünftig noch mehr diskutiert wird. Ich freue mich auf Eure Kommentare!
OFB=OFB?
Zum Begriff Ortsfamilienbuch (allgemein OFB) ist ein wenig Differenzierung notwendig, denn OFB ist nicht gleich OFB. Und nicht jedes OFB, das so genannt wird, ist auch wirklich eins. Auch eine Registriernummer ist im Übrigen kein Qualitätsmerkmal.
Das gedruckte OFB
Die klassische, analoge Variante ist ein gedrucktes Buch, dessen Inhalt, Form und Struktur halbwegs definiert sind. Jeder genealogische Verein hat hier sein eigenes Kochrezept bzw. Gestaltungsrichtlinie. Bislang gibt es noch keine einheitliche Gestaltungsrichtlinie für OFB in Deutschland, auch wenn seit vielen Jahren darum gerungen wird. Aber es gibt auch vereinsunabhängige Veröffentlichungen, die frei nach dem Gusto des Verfassers gestaltet sind. Schaut Euch hierzu vielleicht ein paar Rezensionen an, die die DAGV auf ihrer Homepage verlinkt bzw. veröffentlicht hat.
Auch die Namensgebung des OFB ist durchaus unterschiedlich, die Bandbreite reicht von Ortsfamilienbuch, Ortssippenbuch hin zum Familienbuch. Hier gibt es jedoch keinen marginalen Unterschied, so dass im Allgemeinen und zum besseren Verständnis alle unter dem Begriff OFB zusammengefasst werden. Der größte Vorteil des klassischen, gedruckten OFB ist seine langfristige Haltbarkeit, Papier ist nun mal geduldig. Jedoch haben sie grundsätzlich bei jeder Auflage einen Redaktionsschluss und damit einen status quo. Spätere Änderungen und Ergänzungen sind nur über eine geänderte Auflage integrierbar. In einer genealogischen Arbeit ist demnach wie bei anderen wissenschaftlichen Arbeiten grundsätzlich auch die Auflage und das Erscheinungsjahr anzugeben, auf die sich die Quellenangabe bezieht.
Online-OFB
In den letzten Jahren ist noch eine weitere Art OFB hinzugekommen, die mit dem gedruckten Buch jedoch nur noch den Begriff gemeinsam hat, das Online-OFB. Immer wieder lese oder höre ich die Frage nach einem Online-OFB für diesen oder jenen Ort. Vielfach wird der Erwerb eines gedruckten OFB gescheut, da man ja nicht von vorn herein erkennen kann, ob sich der Kauf wirklich lohnt. Eine recht ansehnliche Zahl von Online-OFB findet sich bei CompGen.
Im eigentlichen Sinne handelt es sich hierbei jedoch um eine genealogische Datenbank, die auf einer kommerziellen, privaten oder vereinsgestützten Internetplattform präsentiert wird und teilweise dort auch bearbeitet werden kann. Sie sind weltweit und jederzeit erreich- und durchsuchbar, Ergänzungen und Korrekturen sind dementsprechend fast in Echtzeit möglich. Daher sind sie geradezu prädestiniert für die Kollaboration mit anderen Forschern.
Jedoch: Es gibt keinen wirklichen Status quo, gerade dieser Umstand macht den Quellenbezug nicht gerade leicht. Das Datum des Abrufs muss also auch noch in die Quellenangabe. Auch die Vollständigkeit der Quellenauswertung ist zum Zeitpunkt des Abrufs nicht immer nachvollziehbar. Gestaltungsrichtlinien gibt es hierzu auch keine, hier ist das Genealogieprogramm oder die Internetplattform der Gestaltungsträger. Den Bearbeitern von Online-OFB sei empfohlen, nach entsprechendem Vollständigkeitsgrad aus diesem auch ein gedrucktes OFB zu erstellen. Gedruckte Informationen können die meisten Menschen auch in zehn oder fünfzig Jahren ohne weitere Hilfsmittel wie Computer, Tablets oder Smartphones lesen. Wer hat heute noch ein 5 ¼ Zoll Diskettenlaufwerk und in zehn Jahren einen USB-Stick?
Registerbände
Weniger im Fokus von beginnenden Ahnenforschern sind Registerbände. Sie sind in vielen Fällen die erste Wahl, auch wenn man damit noch keine fertigen Genealogien zusammengestellt bekommt. Fehler kann der Vefasser eigentlich nur bei der Transkription machen.
Hier muss und darf man selbst ran, denn ein Registerband ist im besten Fall die vollumfängliche Transkription einer Quelle (z.B. Kirchenbuch), die mit brauchbaren Verzeichnissen (Namen, Orte, Berufe, Paten) versehen wurde. Vorteilhaft sind sie außerdem, wenn man die Schrift in den alten Kirchenbüchern erlernen möchte. Bei der Einsicht in die Kirchenbücher kann man sie wunderbar zur Hilfe nehmen.
Häuserbuch
Für mich persönlich stellen Häuserbücher eine besondere Herausforderung dar und hat einen gewissen Sonderstatus. Hier stehen zunächst einmal die Immobilien (Häuser, Höfe) im Vordergrund. In der einfachsten Variante werden diese mit ihren Besitzern, Mietern oder Pächtern aufgelistet. Fügt man nun auch noch die genealogischen Daten der Personen hinzu, wird das Ganze nahezu perfekt und der Begriff Vererbungslehre bekommt eine neue Dimension. In einigen Regionen Deutschlands (z.B. Ostwestfalen oder Friesland) ist dies eine zu bevorzugende Darstellungsform, da hier vielfach Höfe-Namen oder Patronyme vorherrschten.
Ein einfaches Beispiel: In den Hof Meyer heirate ein Johann Müller ein, fortan nennt er sich Meyer. Nach seinem Tod heiratet die Witwe (übrigens eine geborene Schmidt) einen Johann Schmidt. Auch er wird sich künftig wie seine Angetraute Meyer nennen. Klingt komisch, ist aber so.
Bei Patronymen sieht das etwas anders aus: Peter Gerdes bekommt einen Sohn, der Gerd Peters genannt wird. Sein Enkel könnte wiederum Peter Gerdes heißen. Da streikt üblicherweise jedes Genealogieprogramm bei der Sortierung.
Ich baue mir ein OFB
Aller Anfang ist schwer
Zunächst macht man sich wohl Gedanken, ob einem die jahrelange Arbeit an einem OFB überhaupt liegt. Trägt man sich nun dennoch mit dem Gedanken, sich in die Arbeit zu stürzen, beginnt zunächst die Suche nach den verfügbaren Primär- und Sekundärquellen. Neben den allgemein bekannten Kirchenbüchern (kirchliche Amtshandlungsregister) und Personenstandregistern seien hier Gemeinde- und Amtsrechnungen, Erbzinsbücher oder auch Adressbücher, Militärstammrollen oder Verlustlisten genannt.
Auf die Quellen sollte man möglichst ständig Zugriff haben, entweder in Form einer Kopie (digital bzw. analog) oder eines Online-Portals. Nichts ist schlimmer, als erst wieder auf den nächsten Termin im Archiv für die Einsichtnahme zu warten.
Ausdrücklich warnen möchte ich an dieser Stelle jedoch vor Online-Stammbäumen. Hier wird vielfach in der Hoffnung auf adlige Vorfahren wild kopiert und wahllos verknüpft. Meistens endet diese Art von Genealogie bei Ramses III. oder wenigstens bei Karl dem Großen. Ein ausgewanderter Friedrich Meier aus Preußen hat mitunter eine ebenso große Nachkommenschaft.
Die Qual der Wahl
Die Wahl zwischen den oben dargestellten Veröffentlichungsmöglichkeiten ist nicht ganz einfach. Ein Online-OFB ist wohl die schnellste, einfachste und oft auch günstigste Möglichkeit, die gewonnenen Daten einem möglichst breiten Publikum zur Verfügung zu stellen. Man wird relativ schnell auf Fehler und Ergänzungen aufmerksam gemacht und kann diese in Echtzeit einpflegen. Wo und wann man mit der Arbeit anfängt, ist eigentlich egal, denn die Datenbank darf ja immer weiter wachsen. Letztlich sollte ein Online-OFB aber auch eine Vorstufe zu einem gedruckten OFB sein.
Arbeitsweise
Vielfach entsteht zuerst eine Transkription innerhalb einer Tabellenkalkulation oder Textverarbeitung. Hiermit kann man prima filtern und sortieren. So lassen sich Fehler und genealogische Zusammenhänge einfacher finden und Namensänderungen nachvollziehen. Damit ist dann gleichzeitig auch der Grundstock für einen Registerband gelegt. Und hier sollte man entscheiden, ob man einen Registerband erstellt oder tatsächlich mit einem OFB weitermacht. Mit einem Registerband stehen die gewonnenen Erkenntnisse der Forschergemeinde wohl deutlich schneller zur Verfügung. Vielen OFBs hätte es meines Erachtens auch gutgetan, wenn sich der Verfasser doch auf einen Registerband beschränkt hätte.
Im Allgemeinen arbeitet man chronologisch, d.h. entgegen der üblichen genealogischen Arbeitsweise von der Vergangenheit ausgehend in die Gegenwart. Die Gegenwart liegt dabei jedoch auch schon ein paar Jahrzehnte zurück, da wir ja auch den Datenschutz zu beachten haben. Das ist aber wieder ein ganz anderes Thema.
Diese Arbeitsweise stellt besonders den Anfänger schon vor eine große Herausforderung, denn das Schriftbild des 16. oder 17. Jahrhunderts ist alles andere als intuitiv erlernbar. Bis Anfang des 19. Jh. gab es größtenteils auch keine Namensregister und eine Vielzahl lateinischer Begriffe und Abkürzungen wurden benutzt. Mütter wurden größtenteils nicht und Berufe nur selten genannt.
Vereinheitlichung
Besonders erschwerend: die Vor- und Familiennamen wechselten häufig ihre Schreibweise. Hier ist Disziplin und Vereinheitlichung v.a. bei den Namen gefragt. Kontrovers diskutiert wird dabei vor allem, ob und wie die vereinheitlichten Namensvarianten in ihrer ursprünglichen Schreibweise wiedergegeben werden soll. Ein adäquates Mittel scheint beispielsweise die Form „Meyer (Meier, Maier, Mayer)“ zu sein. Problematisch ist jedoch dabei die entsprechende Zeitangabe.
Patronymische Namensgebung, Höfe- und Aliasnamen sorgen wie oben beschrieben für weitere Verwirrung.
Genealogie-Programme
Manch einer übergibt die Daten auch direkt, d.h. ohne Umweg über eine Tabellenkalkulation in das Genealogieprogramm ein. Dabei ist besonders auf bereits vorhandene Personen zu achten, ein späteres „Verschmelzen“ ist nicht immer ohne weiteres möglich. Übrigens, die Qual der Wahl des Genealogieprogrammes ist eigentlich kaum vorhanden. Nur ein Bruchteil der aktuell gepflegten Programme beherrscht den Druck von OFBs und das auch noch mit recht unterschiedlichen Ergebnissen. Dazu kommen noch ein paar Veteranen, die zu einer Zeit programmiert waren, als es noch DOS als Betriebssystem und 5 ¼ Zoll-Disketten gab. Man sollte sich dessen bewusst sein, dass man mit dem Genealogieprogramm mehrere Jahre arbeiten muss. Ein Export über das GEDCOM-Format ist fast immer mit Verlusten behaftet.
Ich selbst arbeite seit Jahren mit GFAhnen, das von unseren Forscherfreunden in Franken gepflegt und vertrieben wird. Das oben dargestellte OFB Oberschönau ist von unserem Forscherfreund Uwe Scheerschmidt auch mit GFAhnen erstellt worden. Leider ist das Programm nur wenig intuitiv und damit für Anfänger eher ungeeignet. Die schiere Masse an unterschiedlichen Möglichkeiten, die Daten in Papierform oder als HTML darzustellen erschlägt einen förmlich. Aber selbst mit Höfenamen und Patronymen kommt es klar und bietet fast alle der oben genannten Spielarten von OFBs. Probleme hat GFAhnen jedoch mit nichtlateinischen Zeichensätze aufgrund der nicht mehr geläufigen Paradox-Datenbank. Für uns in Thüringen ist das weniger ein Problem. Falls man jedoch vorrangig in Pommern, Schlesien oder Preußen forscht, ist die heutige Schreibweise der Orte schon problematisch. Hoffentlich muss ich das Programm nicht auch bald zu den Veteranen zählen.
Inhalte
Es versteht sich von selbst, dass ein OFB alle in den Primärquellen genannten Personen beinhalten sollte. Auch wenn man Taufpaten und Trauzeugen nicht unbedingt der Verwandtschaft des Probanden zuordnen kann, die Aufnahme der Personen ist überaus wichtig für weitere genealogische Auswertungen. Durchreisende und Militärpersonen sind ebenso aufzunehmen wie Witwen und Waisen, deren Ehepartner oder Eltern bis dato nicht auszumachen sind. Was nicht ist, kann ja noch kommen.
Die Quellen (Kirchenbücher etc.) des zu bearbeitenden Ortes decken keinesfalls alle Einwohner ab. Berufliche und soziale Migrationen sowie Fehlinterpretationen (z.B. durch Namensgleichheit, Aufzeichnungs- oder Lesefehler) werden vielfach erst deutlich, wenn mindestens die verfügbaren Quellen der näheren Umgebung vollständig ausgewertet sind. Und damit entsteht dann der Grundstock für weitere OFBs, deren Daten dann später auch aufeinander verweisen sollten. Vor allem dann, wenn sie vom gleichen Verfasser kommen.
Unsere Vorfahren sind bekanntlich nicht nur in der näheren Umgebung umhergezogen, die Mobilität war größer als man heute annehmen würde. Auswanderungen waren spätestens Mitte des 19. Jh. an der Tagesordnung. Hier ist ein langer genealogischer Weg zu bestreiten. Vielfach ist es eher dem Zufall überlassen, dass man seine Schäfchen auf einer Farm im mittleren Westen der USA, im Outback Australiens oder im Dschungel von Brasilien wiederfindet.
Quellenangaben
Auch wenn man detaillierte Quellenangaben (Seite, Nummer etc.) in gedruckten OFBs (meistens aus Platzgründen) nicht vorfindet, ist es ein grober handwerklicher Fehler, hierauf gänzlich zu verzichten. Bei der Einarbeitung der Daten in das Genealogieprogramm sind diese grundsätzlich mit vollständigen und nachvollziehbaren Quellenangaben zu versehen. Ob und wie diese dann nachher im Druck dargestellt werden, hängt vom Umfang des Werkes ab. Minimal erforderlich ist jedoch eine Quellenliste.
Manch ein OFB ist in mehrere Bände aufgeteilt. Dies bietet die Möglichkeit, ebenso wie die Register auch die detaillierten Quellenangaben in einem eigenen Band unterzubringen. Bei Online-OFBs gibt es hingegen keinen Grund, auf detaillierte Quellenangaben zu verzichten.
Veröffentlichung
Ein OFB, ob nun gedruckt oder online ist aber selbst nach jahrelanger Forschungs- und Transkriptionstätigkeit immer noch nicht vollständig und damit fehlerfrei. Und das wird es auch nicht sein! Es ist sicherlich wichtig, einen Bearbeitungsstand zu erreichen, der eine Veröffentlichung überhaupt erlaubt. Das eine jahrelange Forschung jedoch unveröffentlicht bleibt, weil vielleicht noch ein paar wenige Fragen offen sind, ist auch nicht im Sinne des Erfinders. Hierzu gibt es leider kein allgemeingültiges Rezept.
Qualitätsmanagement
Die Qualität eines OFBs kann man nur schwer beurteilen. Häufige Kritikpunkte in Rezensionen sind vor allem die jeweilige Gestaltung sowie das Fehlen von Registern oder Quellenangaben. Den eigentlichen Inhalt kann man jedoch nur schwer und vor allem punktuell beurteilen. Schließlich hat der Verfasser fast ausschließlich allein daran gearbeitet. Theoretisch müsste ein weiterer Forscher das OFB lückenlos durcharbeiten und die Angaben mit den Primärquellen vergleichen. Das ist überaus illusorisch! Meistens wird vor allem bei Leseproblemen ein Forscherfreund zu Rate gezogen.
Man wird sich nach der Veröffentlichung (hoffentlich nur sachlicher) Kritik an Gestaltung und Inhalt aussetzen müssen. Da wird teilweise der eigene Forscherstolz angegriffen. Hierauf sollte man sachlich reagieren und Korrekturen und Ergänzungen schnellstmöglich einarbeiten.
Selbst wenn ein OFB nach besten Wissen und Gewissen zusammengestellt wurde, es ist und bleibt eine Sekundärquelle und kann keinesfalls die Primärquellen vollständig ersetzen. Aber es kann die Primärquellen (solang diese nur analog vorliegen) vor ständig neuer Benutzung schützen.
Die finanzielle Seite
Kann man damit Geld verdienen? Ein klares Nein! Es ist vor allem die Zeit, die man investieren muss. Fahrtkosten, Archivgebühren, Mitgliedsbeiträge, Abonnements aber auch Kaufpreise für Hard- und Software sowie genealogische Fachliteratur schlagen hier zu Buche.
Fazit
Ortsfamilienbücher sind eine wahre Fundgrube für Genealogen. Richtig gemacht bieten sie eine Vielzahl an Informationen, erleichtern die genealogische Forschung und schützen vielfach die Primärquellen vor weiterer Abnutzung. Verrissen wird ein OFB immer dann, wen rudimentäre Bausteine wie Register, Quellenangaben oder eine Nummerierung fehlen.
Guten Morgen Tino,
ich halte deine Überblicksdarstellung für durchaus verdienstvoll. Sie würde aus meiner Sicht aber gewinnen, an Neutralität sowie an Knowhow, wenn die Erfahrungen der bei OFBs außerordentlich produktiven AMF (rund 100 OFB) mit einbezogen wären. Auch diese sind bei CompGen gelistet http://wiki-de.genealogy.net/Kategorie:Mitteldeutsche_Ortsfamilienb%C3%BCcher_der_AMF
und sogar über Namen- und Orteliste spezifiziert.
Grüße Peter Teuthorn
Hallo Peter,
wie konnte ich das vergessen? Tatsächlich waren einige Forscherfreunde der AMF sehr produktiv. Bei einigen davon (zumindest von denen, die ich kenne) passt nur leider meine Grundaussage, dass Quantität nicht gleichbedeutend mit Qualität sein muß. Und bei manchen OFBs hätte eine man die nachträgliche Verschlimmbesserung durch die AMF lieber sein gelassen. Die zielten fasst ausschließlich auf das Hinzufügen von Fotos und Vermurksen von Seitenumbrüchen ab. Wenn der Verein schon seinen Namen darauf pappt, sollte er doch gewissermaßen auch für die Qualität einstehen.
Hallo Tino,
ich bin zu OFBs ein absoluter Laie. Wie du weißt, sehe ich bestimmte Dinge durchaus kritisch. Nun aber leider auch deine Aussage. Ich kann nur formal urteilen. Und da ist es schade, wenn ein so wichtiges Thema emotional angegangen wird. Kannst du deine Aussage, mit der du die ganze Reihe abwertest, denn mit einigen konkreten Rezensionen belegen. Das fände ich hilfreicher als ein pauschales Urteil. Ich wollte eigentlich nur sachlich darauf hinweisen, dass es neben der erwähnten DAGV-Liste und CompGen-Online diese Reihe gibt, die offensichtlich einen großen Abnehmerkreis findet, aber in deiner Darstellung fehlt.
Wenn du aber seitens des DAGV-Vorstandes, wie du schreibst, gebeten wurdest, “das weite Feld der OFB mehr zu thematisieren”, kommtst du m.E. an dieser Reihe nicht so einfach vorbei.
Hallo Peter,
das habe ich, wenn Du richtig gelesen hast, nicht pauschaliert. Aber da Du ausdrücklich die MOFB der AMF erwähnt haben wolltest, habe ich meine persönliche Erfahrung dazu mitgeteilt. Das darf seitens der AMF gern als konstruktive Kritik aufgenommen werden. Und sehr gern begrüße ich die AMF zur Mitarbeit, Ralph hat sich dazu übrigens schon positiv geäußert.
Meine persönliche Erfahrung betraf im Übrigen sicher nur einen Bruchteil der MOFB, da ich nicht wirklich alle rund 100 lesen oder gar rezensieren kann. Das ist auch gar nicht mein Anspruch und dazu fehlt mir die Zeit. Zwei OFB davon befinden sich in meinem Eigentum und die anderen 4-5 hatte ich mir mal über Fernleihe ausgeliehen.
Noch einmal zum Verständnis: In diesem Beitrag geht es um die Qualität von OFBs. Ausdrücklich habe ich hier keine besonderen Reihen oder Listen von einzelnen Vereinen genannt sondern nur die hinlänglich bekannten. Das CompGen gewissermaßen aufgrund seiner Bekanntheit und Größe einen Sonderstatus innehat, ist nun einmal so. Das ich die AMF nicht erwähnt habe ist jedenfalls nicht willentlich sondern nur deshalb passiert, weil ich sonst die rund 70 anderen Mitgliedsvereine der DAGV sowie deren Veröffentlichungen hätte nennen müssen.
Jegliche Kritik an den Inhalten von OFBs, positiv oder negativ, wird fast immer subjektiv sein. Eine objektive Aussage über die Qualität der erforschten Inhalte wird definitiv keiner abgeben können, der nicht auch die Quellen komplett durchgearbeitet hat. Und wer ausser dem OFB-Bearbeiter tut sich das an?