Beitrag von Holger Ritzke
Die diesjährige Jahreshauptversammlung fand in Mühlberg, einem OT der Landgemeinde Drei Gleichen, statt. Der eigentliche Termin der JHV war auf Sonnabend, den 10.06.2023, festgelegt. Aber bereits für den Abend zuvor war ein geselliges Beisammensein im „Weißen Roß“ in Mühlberg organisiert worden, das auch rege besucht wurde. In einem urigen Biergarten wurden zahlreiche Gespräche geführt. Was den Abend ein wenig störte, war, dass auf Grund der hohen Belastung des Personals es zu kleinen Dissonanzen mit der Bewirtung kam.
Am nächsten Tag trafen wir uns dann um 10:00 Uhr in der Kulturscheune in Mühlberg. Diese Scheune gehörte zum alten Vorwerk der Mühlburg und ist heute ein Kunst- und Kultur- sowie touristisches Informationszentrum. Frau Kretzschmar als Leiterin hatte für uns dort im dritten Stock Tische und Stühle bereitgestellt, um dort unsere Versammlung ausführen zu können. Nach einer kurzen Eröffnung der Versammlung durch unseren AGT-Vorsitzenden Christian Kirchner, stellte Frau Kretzschmar kurz ihr Haus vor und wies auch auf eine Ausstellung zu Prof. Dr. Hermann Müller, dem berühmtesten Sohn Mühlberg’s hin. Dieser war ein in seiner Zeit bedeutender deutscher Botaniker, Zoologe, Geologe und stand im regen Briefwechsel mit Charles Darwin, dem Begründer der Evolutionstheorie.
Es folgte dann gleich ein sehr informativer, bewegender Vortrag von Dieter Lange und Hans-Günter Schneider über die brasilianischen Kaffeepflücker aus Böhlen (Ilmkreis). Historischer Hintergrund war hier, dass Böhlener Leineweber 1851/52 gegen Armut und soziale Ungerechtigkeit, bedingt durch die aufkommende Industrialisierung, aufbegehrten. Dieser rebellischen Einwohner entledigten sich Staat und Ort durch die erzwungene Aussiedlung nach Südamerika. Im Ort Böhlen war diese Zwangsaussiedlung fast vergessen bzw. war diese den Einwohnern peinlich, unangenehm. Denn für sie handelte es sich bei den Auswanderern um Personen, die am Rande der Gesellschaft standen und ihren Lebensunterhalt nicht immer auf legalem Weg bestritten. 1998 haben nun die beiden Heimatforscher die Geschichte erforscht und auch Kontakt zu den Nachkommen in Brasilien hergestellt. Zur großen Überraschung der Beiden stellten sie fest, dass bis heute die Älteren der „Kaffeepflücker“-Nachfahren den Böhlener Dialekt sprechen. Und bei dem ersten Kontakt mit den Nachfahren sprachen diese ihnen ihre Herkunft aus Deutschland ab, denn sie sprachen ja ihre Sprache/Dialekt. Daraufhin wurden die Brasilianer darüber aufgeklärt, dass nicht die Heimatforscher die Sprache der Brasilianer sprechen, sondern sie die Sprache der Böhlener sprechen. Mit dem Besuch in Brasilien konnten Dieter Lange und Hans-Günter Schneider die Herkunft und Abstammung der „Kaffeepflücker“-Nachfahren in Brasilien aufklären. Höhepunkt ihrer Forschungen war die Erstellung eines Filmes (Trailer siehe youtube).
Nach einer kurzen Pause wurde dann von Christian Kirchner die Jahreshauptversammlung eröffnet und die Leitung an Hr. Kriependorf übertragen (Protokoll der Sitzung siehe separaten Bericht). Wesentliche Punkte waren (neben dem Jahresbericht):
1. der Kassenwart, Hr. Mangner, berichtete das der Verein finanziell gesund dasteht und damit derzeitig keine Erhöhung des Mitgliedsbeitrages erforderlich ist
2. das Archiv uns mit Problemen belasten wird:
a) der Mietvertrag mit dem Stadtarchiv Erfurt ist fraglich;
b) die Anzahl der Archivalien ist zu reduzieren;
c) die weitere Betreuung durch Frau Hoffmann ist nicht gesichert
3. Projekte: Einscannen der in Gotha befindlichen Visitationsberichte sowie die Fortführung der Auswandererdatei benötigen stärkeres Engagement
4. Die Organisation unserer beliebten Halbjahresveranstaltung übernimmt Frau Hoffmann;
diese soll am 13./14.10.2023 in Eisenach erfolgen
Nach Abschluss der JHV gab es eine Stärkung für alle. Für den Mittagstisch hatte dankenswerterweise noch die Museumsscheune in Person von Frau Kretzschmar gesorgt. Sie stellte Wiener Würstchen bereit, die durch von Mitgliedern mitgebrachten Kartoffelsalat und weiterer Schmankerln ergänzt wurden. So gestärkt konnten wir dann das Beisammensein mit dem schon in der Einladung angekündigten Vortrag von Tino Herrmann zum OFB Drei Gleichen sowie einigen Ratschlägen und Tipps für die Erstellung eines OFB’s abschließen. Am Abend trafen sich dann noch etliche Mitglieder zu einem geselligen Austausch im Restaurant Taubennest.
Am nächsten Tag war eine Ortsbesichtigung von Mühlberg geplant. Leider fehlte auf Grund mangelnder Koordinierung eine kundige Führung, die dann aber mittels eines guten Flyers mit der Darstellung eines Rundweges durch Mühlberg ausgeglichen werden konnte.
So sahen wir Rathaus, Kirche, einige Bauernhöfe und Mühlen sowie die Karstquelle “Spring” mit im Wasser schwebenden Blumensträußen. Nach dem Rundgang wurde dann wieder das Restaurant Taubennest angesteuert und beim Mittagessen fand das Jahrestreffen seinen Abschluss.